Cuba…alle guten Dinge sind 3
Am 1. März 2016 haben wir Havanna verlassen, die Reise ging nach Florida um Kalea zu reparieren und über die Bahamas um uns davon zu erholen runter in den Osten von Cuba, wo wir am 17. Mai in Santiago de Cuba in der Marina Punta Gorda eingelaufen sind. Seit Havanna haben sich die Visagebühren von 25$ pro Person auf 75$ pro Person erhöht. Dazu kamen die üblichen 55$ für den Rest. Da wir noch nicht genau wussten, wie lange uns das Wetter hold ist, waren wir zuerst versucht wieder abzureisen. Einen Blick auf die freundlichen herzlichen Menschen und die unglaublich grünen vegetativ üppigen Hügel rund um die Bay liessen uns relativ schnell das Portemonnaie zücken. Natürlich nicht ohne unseren Unmut freundlich, aber bestimmt kundzutun. Wie das in Kuba so ist, du erntest ein sehr verständnisvolles Achselzucken, fühlst einen kurzen Augenblick gemeinsam die Hilflosigkeit gegenüber dem Staat und ein charmantes „wenn es meine Marina wäre könntet ihr gratis andocken“ lockert das Gemüt definitiv auf. Lächle, nimm es gelassen, ändern kannst du eh nichts und es ist schade um jede Minute deines Lebens, wenn du grollst.
Wir wussten bereits von anderen Mitseglern, dass die Luftemission in Santiago de Cuba enorm ist. In der Nähe ist eine Ölraffinerie, die mit ihren ungefilterten Abgasen unsere Kalea bereits nach dem ersten Tag mit gelben Flecken übersäte. Ätzend blieben sie haften. Armando, der Marinero riet uns, jeden Tag früh morgens das Schiff abzuspülen und am Schluss bevor wir auslaufen es mit einem pinkigen starken WC6 Reinigungsmittel zu schrubben. Man darf gar nicht daran denken, wie das Wasser, Land und alle die in der Umgebung lebenden Menschen unter diesen Abgasen leiden.
Unterwegs nach Kuba ist Iris eine Zahnkrone rausgefallen, so war die erste Aktion einen Zahnarzt zu finden. Da in Kuba Arzt, Zahnarzt wie auch Ausbildung gratis sind, ist das System nicht für Ausländer gedacht. Entweder ist es sehr teuer, oder der Weg über die Behörden sehr aufwendig. Wir hatten bereits von Armando einen Hinweis gekriegt, dass wenn Iris jammernd in der Zahnklinik auftauche, sie ev. schnell behandelt werde. Wie das Schicksal so spielt, die erste Person die wir nach dem Weg zur Klinik fragten, war Amalia eine Physiklehrerin, die sich spontan anbot uns mitzunehmen, da sie sowieso in dieser Richtung wohne. Abgesehen davon sei laufen auch sehr gesund. Unterwegs erklärte sie uns dann, dass ihre beste Freundin in dieser Klinik Zahnärztin sei und wir mit etwas Glück eingeschleust werden könnten. So verschwanden Iris und Amalia in der Klinik, Treppe runter Treppe rauf, warten, erklären, auf die Direktorin warten, erklären, eine Bewilligung einholen, Treppe runter Treppe rauf irgendwo im Dickicht der Klinik, die in den Gängen mit wartende Menschen gut gefüllt war, wurde Iris bevorzugt vorbeigebeten, immer unter der aufmerksamen und liebevollen Aufsicht von Amalia. Eine Pendeltüre zu einem Grossraum klappte auf, dort übten bereits einige angehende Zahnärzte, es wurde gebohrt, gehämmert und mit mindestens 3 Studenten im Schlepptau untersucht. Ein Stuhl war noch frei, die Untersuchungsutensilien lagen (hoffentlich steril) auf einem Stück Packpapier. Die Freundin von Amalia kam uns strahlend entgegen, es wurde viel geschwatzt, nebenbei untersucht, die Handschuhe wurden für den Mundinnenraum wie auch fürs Telefon abwechslungsweise benützt. Die Zahnärztin reinigte professionell, bohrte noch Karies weg und klebte die defekte Krone rein. Der Sessel war am selben Tag sicher schon für mehrere Eingriffe benützt worden, die unglaubliche Herzlichkeit lässt einem jedoch einiges tolerieren. Zum Abschluss wieder zur Direktorin Iris, tambien una Iris, que linda, um zu bezahlen. Da Iris nicht genügend CUC bei sich hatte, kriegte sie von der Direktorin einen Drittel geschenkt und Amalia steuerte noch einen Batzen bei. Der Pass musste noch vorgelegt werden, und mit 45CUC (ca. CHF 45.--) war die Aktion glimpflich verlaufen. Anschliessen luden wir Amalia in ein feines Partikular Restaurant ein, wo Martin, wie tausend andere auch, uns mit einem wasserfesten Schreiber auf der Wand verewigte.
Kuba, lebt aus dem Moment, improvisiert überall. Jeder versucht liebevoll aber bestimmt da und dort immer noch einen kleinen Vorteil für sich zu ergattern. Amalia war in dieser Hinsicht eine grosse Ausnahme. Sie erklärte pragmatisch, sie habe gut Zeit gehabt, dies sei das Leben und es wäre ihr eine grosse Freude gewesen uns zu helfen. Sie sei zufrieden mit dem Sozialismus, ob man 1 oder 100 Paar Schuhe habe, sei überhaupt nicht wichtig, wichtig sei, dass man einander helfe und Zeit habe um zur Gesundheit zu schauen.
Am Tag als wir das Busticket kauften um nach dem Wochenende nach Baracoa zu fahren (5h), lief uns ein Offizieller aus der Marina über den Weg. Er half uns kurz mit ein paar nützlichen Informationen, unterwegs fragte er neben bei: Möchtet ihr Rum kaufen? Er kenne da jemanden, wenn ja, kriege er eine kleine Flasche geschenkt….schon standen wir vor einem Coiffeur Salon mit einem halbseitig rasierten Kunden, der spontan aus dem Sessel aufstand (der Barbier fuchtelte: Bleib sitzen!) und mit der halbseitig schaumigen rasierten Backe in einer Nebengasse verschwand. Kurz darauf brachte er uns eine Flasche Rum. Geld und Rum wechselten den Besitzer, der Offizielle bedankte sich herzlich und ging wieder seines Weges. Kuba.
In der Busstation ebnete Iris mit ihren Spanischkenntnissen vorweg den Weg. Um in die Stadt zurück zu gelangen liessen wir uns einmal mehr nicht übers Ohr hauen. Die vielen Angebote für 2 oder 3 CUC ins Zentrum gebracht zu werden, schlugen wir aus, denn wir sahen bereits unten an der Strasse eine uniformierte Frau die Privatwagen anhielt und so konnte man für 0.4 Rp (anstelle von 200 -300Rp) in die Stadt mitgenommen werden.
Ein paar Preise: 10 Tomaten ca. 10 Pesos national, Bananen 12. 1lt Diesel 1.20 CUC, ein gutes Partikular Restaurant ca. 10 CUC, Doppelzimmer in einem Partikular Privathaus mit Bad zwischen 15-20 CUC. Gemüse, Früchte und wie auch Brot sind die Preise immer in Pesos National.
Mit dem Viazulbus fuhren wir nach Baracoa. Unterwegs den üblichen Toilettenstopp, wo Iris fast überbiss. Der normale Frauen WC Preis ist 1 Peso, sie musste 25 Pesos bezahlen. Nebenan gingen die Männer gratis ein und aus…tzja….was willst du machen, in der Not frisst der Teufel Fliegen.
Barracoa ist ein liebliches Städtchen, ein wenig Tourismus aber nicht zu viele. Die Partikular Familie hiess uns herzlich willkommen, ein sauberes Eckzimmer mit eigenem Bad wie auch ein ausführliches Frühstück auf der Dachterrasse erwarteten uns. Auch entpuppt sich die Hausherrin als eine sehr gute Köchin und offerierte uns ein sehr feines Abendessen für 7 CUC pro Person. Dieses eine Mal genossen wir sehr, wir wurden von ihrer Tochter, Nichte wie auch dem Schwiegersohn bedient, ergänzt mit einem kleinen Schwatz und am Abend noch ein gemütliches Beieinandersitzen.
Mit dem Mietfahrrad erkundeten wir die Gegend, besuchten die Fabrica de Conserva wo wir Cucurucho, eine lokale Süssigkeitsspezialität kauften, hörten Lifemusik und liessen uns durch die Gassen des Städtchens treiben. Am Abend fielen wir müde, aber glücklich ins Bett, begleitet von Kinderlachen, Palaver, Auto und Töff Motoren, es fehlte weder an Wärme noch an Geräuschen
Mit Lorenzo einem Collektivtaxi fuhren wir wieder nach Punta Gorda zurück, um wie erwartet am nächsten Tag das Schiff zu schrubben und liefen noch am selben Abend gegen Jamaika aus.
Ob wir je wieder nach Kuba kommen werden wissen wir nicht, es war auf jeden Fall einzigartig und jeder einzelne Tag in diesem herzlichen Land ein Geschenk.