Florida
Von Kuba nach Key West – Miami – Fort Lauderdale
Wie einige von euch bereits wissen, war die Reise nach Miami nicht wirklich in diesem Ausmass geplant. Bei unserer Kalea hat es, während der Überfahrt von den Bays Islands, Honduras nach Kuba, bei den Seitenfenstern Salzwasser reingedrückt. Es dauerte einige Tage bis wir dies geputzt und auch verdaut hatten. Das Vertrauen ins Schiff war im Keller, die Moral noch einen Stock tiefer. Es war relativ schnell klar, wenn wir weitersegeln wollen, dann muss das Schiff professionell repariert werden. Die angedachte kleine Shoppingtour in Miami, artete in 6 Wochen pure Arbeit aus.
Zuerst mal zurück zum Anfang der kleinen aber nahrhaften Reise im Süden der USA. Um alle Schläge seitlich aufs Schiff zu vermeiden, warteten wir das perfekte Wetterfenster in Havanna ab und entschieden uns vorsichtshalber unter Motor rüber nach Key West zu reisen. Wir waren so beschäftigt unserer Kalea alle Steine aus dem Weg zu schaffen, dass sie ja nirgends nur ein bisschen zusätzlich belastet wurde, dass wir schlicht nicht daran gedacht hatten, von Havanna nach Key West ist Kulturschock pur. Für alle die diese Strecke einmal reisen, bereitet euch unbedingt mental auf diesen Wechsel vor, so quasi von XXS zu XXXL.. unglaublich aber wahr. Nur ein paar Meilen auseinander und zwei komplett unterschiedliche Welten prallen aufeinander. Die Eine konserviert, die Andere schon längst entgleist in eine Masslosigkeit, dass es einem unwohl ist.
Nichts desto trotz waren wir natürlich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten dankbar, den Service den wir uns von Europa her gewöhnt sind und in diesem Moment auch dringend benötigten vorzufinden. Leider auch in Bezug auf die Preise und nicht in Bezug auf die zuverlässige Arbeitsmoral. Martin mühte sich die ersten 3 Wochen ab, alles einzufädeln, zu koordinieren und die täglich neu auftauchenden Schäden und dringenden Wartungsarbeiten (nachdem wir in Guatemala 4 Monate bis ins kleinste Detail eigentlich alles aufgearbeitet hatten) mit Hilfe von verschiedenen Firmen anzugehen. Natürlich, wenn du schon das Zahnfleisch spürst, geht in diesen Momenten auch noch alles schief, logisch. Als Iris dann nach den 3 Wochen Schweiz wieder aufs Schiff kam, waren zwar die Fenster endlich neu geleimt, das Schiff innen wieder von Baustelle auf Wohnen umfunktioniert, trotzdem waren wir Beide noch 3 Wochen von morgens früh bis zur Dämmerung täglich dran, alles daran zu setzen, dass wir diese ungemütliche, wie auch teure Ecke bald verlassen konnten.
Eigentlich könnte man ja meinen, Geld auszugeben ist herrlich, in diesem Fall war es das pure Gegenteil.
An einem Sonntag nahmen wir uns frei und genossen einen „Touristenausflug“ in die Everglades, was sehr entspannend wie auch eindrücklich war. Wir wollen sicher wieder vermehrt Land und Leute geniessen.
Die gute Neuigkeit ist, Kalea ist wieder perfekt hochseetauglich, die Schäden sind behoben und beeinträchtigen unsere Sicherheit nicht, wir sind wieder voll motiviert weiterzureisen und geniessen jetzt die Erholung in den Bahamas. Wir sind einmal mehr wieder ein Stück Reiseweiser geworden, die Illusion, dass ein neues Schiff weniger Arbeit gibt wie ein Gebrauchtes sind wir los, wie auch, dass du den Tag X erlebst, an dem du nichts unerwartetes erlebst das Arbeit bedeutet. Es gehört zum Leben auf dem Schiff, vielleicht sogar zum Leben allgemein, dass es immer anders kommt als du denkst und dass dies auch gut ist so. Wir mussten einfach lernen, dass das was kommt das ist was wir wollen.