Ecuador
Panama nach Ecuador
Nachdem wir uns einige Tage in der Idylle von der Las Perlas Insel San José erholten, die riesigen, wie auch bunten Ara Papageien auf der Insel bestaunten, hissten wir die Segel Richtung Ecuador. Der Champagner war kühl gestellt, um den historischen Moment, wenn wir vom Nordpazifik in den Südpazifik gelangen auf dem Äquator zu feiern und anstossen. Die festliche Garderobe lag massgeschneidert mit dem Po Stiche bereit. Das erste Mal seit fast 4 Jahren, stiessen wir auf hoher See an und genossen den immerhin 15 jährigen Champagner Tropfen.
Am 6. Februar nach 3.5 Tagen gemütlichem Segeln, erreichten wir die Bahia de Caraquez. Obwohl die Marina wusste, wann wir kommen, warteten wir uns die Beine in den Bauch. Da die Einfahrtszeit wegen der Flut begrenzt ist, machten wir uns mit Winken, Schreien und Pfeifen so lange bei den vielen Fischerbooten bemerkbar bis Hilfe nahte. Gerne waren die beiden Fischer für einen Batzen bereit uns als Pilotboot vorab zu fahren, so dass wir sicher im Mooring Feld ankamen. Dort warteten wir den ganzen Tag, bis wir endlich die Marina am Funk hatten. Zum Glück ging es nicht so weiter. Ariosto kam bald, um uns zwischen den Mooring zu vertäuen. Die Offiziellen kamen am nächsten Tag relativ pünktlich und die allgemeine Herzlichkeit von Puerto Amistad entschädigte sofort für die ersten harzigen Stunden. Diese Marina wird ganz klar vorab von Ariosto getragen, dann vom immer fleissigen Küchenpersonal, die sehr hilfsbereite Waschfrau und nicht zuletzt die Kellner im Restaurant. Die administrative Leitung lässt schwer zu wünschen übrig, obwohl sich Raquel sehr bemüht das Fehlende auszugleichen. Wir werden sicher mit Gene dem Besitzer Kontakt aufnehmen und versuchen ein konstruktives Feedback zu geben.
Nach 2 Tagen kamen unsere Freunde von Geniet Lew von ihrer Inlandreise zurück, leider beide sehr angeschlagen. David mit Gürtelrose und Janet mit einer hartnäckigen Erkältung. Zum Glück konnten wir ihnen ein wenig unter die Arme greifen. Ihr Auslaufen nach den Galapagos Islands ist von langer Hand zeitlich klar geregelt, überall wird Besuch auf und abgeladen, somit blieb nicht viel Zeit und Raum für die Beiden sich zu erholen. Kurz träumten wir alle nochmal wie schön es wäre, wenn wir gemeinsam über den Pazifik segeln könnten. Wir denken jedoch, dass wir mit diesem gerafften Programm nicht mithalten können und wollen. Dann konnten wir endlich, die für unglaublich viel Geld bestellte Anker Winsch abholen und montieren, hatte die Alte doch den Geist am letzten Tag in Playita Panama den Geist aufgegeben. Was für ein Super Zeitpunkt. In Panama wäre nur 1/3 der Summe angefallen. Die Taxen auf die Ware zu bezahlen ist ja noch eines, wenn die Taxen aber auf der Ware und den Transport berechnet werden dann ist es viel zu teuer.
Auch Marc und Marjo sahen wir wieder, nach ausgiebigem Austauschen, segelten sie eine Woche nach unserer Ankunft weiter auf die Galapagos.
Unsere Ferien begannen mit der Reise nach Esmerlada. Taxi, Taxi Effektivo, Bus, Bus und wieder Taxi. Dort besuchten wir Dorita die Mutter von Soraja, Rocio, Martin, Richard und Xavier.. Die alte Dame wartete bereits seit 2 Stunden geduldig am Busbahnhof. Ursprünglich war angedacht den Carneval auf dem Heimweg in Esmerlada zu verbringen. Wir waren jedoch bereits nach unserem ersten Busfahrtag flach gesessen. Wir blieben eine Nacht, genossen die Gastfreundschaft von Dorita, das üppig herzliche ewig rumsitzende verwöhnende von den Südamerikanern, das endlos Palaver mit diversen Nachbarn und natürlich fehlte auch nicht einer der noch ein wenig Geld benötigte. Am nächsten Morgen fuhren wir nach einer üppigen Frühstücksmahlzeit (wie bei uns das Mittagessen, Fleisch, Reis, Gemüse) gesättigt von Mensch und Speise in das 2800müM gelegenen Quito. Dort hatten wir in der Milenka Colonial Suite eine herrlich zentral gelegene Unterkunft reserviert. Die um die Ecke liegende Markthalle war ein Reichtum von vielen kleinen Details, mit den verschiedensten kreativsten Händler und Strassenhändler. Quito ist eine sehr angenehme Stadt. Wir schlenderten in der Stadt rum, assen gut, genossen unsere Schiffsferien, ein Ausflug mit dem Teleferico auf 4000m durfte auch nicht fehlen, ein wenig Wandern, staunen und einsaugen der Andenkultur. Für uns „Südseeler“ war es relativ kalt. Wir hatten viele Faserpelze, Kappen und warme Jacken dabei.
Die Reise ging weiter nach Latacunga. Diese kleine absolut typische Andenstadt war sehr vom Ländlichen geprägt. Im nahegelegenen kleinen Dorf Pujili assen wir zu Mittag und lernten Linda kennen. Eine ausgewanderte 72 jährige Kanadierin, die uns gleich unter den Arm klemmte und mit vielen gut gemeinten Tipps überspülte. Eine kurze Hausbesichtigung des Rose Haven Gardens (mit Bed & Breakfast) dann zu Fuss in das nahe gelegene Museum. Lindas Vorschlag bei ihr zu übernachten machte Sinn, wie auch die Idee Fernando anzustellen, um den 2 Stunden entfernten Quilotoa Crater lake zu besuchen. Es wurde ein sehr eindrücklicher Ausflug. Die Felder sind so weit das Auge reicht bestens bestellt. Farbige mit Wolltücher eingewickelte Frauen, im Rückentuch entweder Gepäck oder ein schlafendes Kind. Lamas, Kühe, Kakteen. Überall Campesinos und üppige Landschaft obwohl wir uns zwischen 3000-4000m bewegten. Die Wanderung mit Blick auf die Anden und den Quilota Kratersee war ein Genuss. In Ecuador werden Kühe wie Schafe meist noch von einer Person überwacht.
Durch das Insiderwissen von Linda, konnten wir an einer Kreuzung in unseren direkten Bus nach Baños einsteigen. Dort hatten wir im Hostal Dulce Amanecer das Dachzimmer gemietet und wollten eigentlich den Carneval geniessen. Die Equadorianer erzählte uns Patrick vom Swiss Bistro (wieder einmal „Züri Gschnätzlets“ und ein richtiges Steak) seien immer noch müde und sehr beschäftigt mit den Widerholungswahlen im Mai. Wir waren beeindruckt ,wie stark dieses Thema den Alltag immer noch prägt, obwohl die Wahlen vor 2 Wochen stattfanden und da kein absolutes Mehr erreicht wurde, im Mai widerholt werden. Alle haben Angst, dass Ecuador wieder in die Armut absackt und nennen den Vergleich und die Auswanderung von Venezuela. Hat doch der letzte Präsident ein stabiles Gesundheitssystem, ein Minimallohn, eine kleine Altersrente wie auch Bildung für jedermann zu Wege gebracht. Wir drücken ihnen die Daumen, dass Ecuador einen guten Präsidenten kriegt. (Obwohl wir die Daumen in der letzten Zeit schon öfters für Wahlen gedrückt haben, schien dies bis jetzt nicht sehr viel Einfluss zu haben)
Wir besuchten die nähere Umgebung mit dem Bus, Wasserfälle, Markthalle, staunten wie viele Einheimische anreisten um die Feiertage mit Kind und Kegel hier zu verbringen. Es wurde flaniert, gegessen, mit Koffern vollgeladen rumgereist. Immer ausführlichsten über Gott und Welt ausgetauscht. Ab und zu tauchte in dieser Vergnügungsfreudigen Gesellschaft wieder ein Campesino auf der seine Ware verkaufen wollte. Einmal kam sogar einer mit seinen Geiss daher und verkaufte die frisch gemolken Milch direkt von der Strasse.“ Meersöili“ wie Säue lagen frisch grilliert zum Verzehr bereit, Touren wurden angeboten um den tosenden Fluss runter zu donnern, mit dem Seil in die Schlucht zu springen, in schwindelerregender Höhe zu schaukeln, wie auch das nahe gelegene Amazonien mit Kanu zu Fuss oder per Bus zu besuchen. Geld verdienen muss man eindeutig, wenn das Volk frei hat. Natürlich durfte das heisse Baden in den einheimischen Quellen nicht fehlen.
Puyo, ein ausgewanderter Schweizer aus Montreux betreut dort ein Affenheim im Regenwald. Der erste Eindruck war nicht gerade vertrauenserweckend. Kaum betraten wir das Grundstück, sprang ein kleiner Affe Martin direkt auf den Kopf und hinterliess einen blutenden Kratzer. Dieses süsse aufdringliche Äffchen roch die Bananen im Rucksack wohl schon von weitem. Schnell brachten wir uns beim Haus in Sicherheit. Der Besitzer Ivan freute sich über Besuch, gab uns den Tipp sie einfach nicht zu beachten und links liegen zu lassen. Gemeinsam mit einem kanadischen Paar und ihrem Sohn, tranken wir mit ihm Café und hörten seinen Erzählungen zu. Während der ganzen Zeit hatte er ein Babyäffchen im Arm, das 24h pro Tag Körperkontakt benötigt, ansonsten gehen sie ein. Dies alles ohne Windeln, na ja ist wohl nicht jedermanns Sache. Nach einem interessanten Rundgang verköstigten wir uns noch im Dorf mit einer wunderbaren Mahlzeit für 2$ mit Getränk und genossen die Fahrt mit dem Bus zurück nach Baños. Wir reisten über Quayaquil zurück nach Puerto Amistad. (2 Tage Busfahrt)
Eigentlich wollten wir auf unserer Reise viel mehr unternehmen. Einmal mehr staunten wir, wie Erholungsbedürftig wir waren. Scheinbar zerrt das Schiffsleben, mit der Dauerverantwortung vollgespickt mit täglichen Überraschungen viel mehr als wir im Alltag wahrnehmen.
Das Boot wurde wunderbar von Ariosto betreut. Als wir ankamen waren alle immer noch im Carnevalfieber, dies hiess vor allem, glückliche Gesichter, Familien wohin das Auge schaute und im Marina Restaurant sehr sehr viel zu tun. Obwohl es überall super sauber war und gut roch, waren wir nach all den fremden Kopfkissen froh wieder unser eigenen zu haben. Durch die Inlandreise wurde uns klar, dass wir nicht wie ursprünglich angedacht in die Galapagos fliegen wollen, sondern mit Kalea hinsegeln. Zwar zusätzliche Arbeiten, jedoch auch Segelnomaden benötigen „home sweet home feelings“. Wir kriegten vor Ort problemlos Gasflaschen, Benzin, Diesel, Trinkwasser (2$ für 20lt) aufgefüllt. Dann informierten wir unseren Agenten auf den Galapagos, Mr. Bolivar über unser Abreisedatum und Ankunftsdatum so dass er uns das Autograph senden konnte. Ohne dieses kommt man nicht mehr so einfach in die Galapagos rein. All die Bestimmungen wollen bezahlt sein. Schiff ausräuchern, der Bug blitz blank wie neu gestrichen. Genügend kleine US Dollar Noten, um zum Zahlen bereit zu sein, sicher mit aufgefüllten Dieseltanks (2$ versus 7$ die Gallone), geöffnetem Schmutzwassertank, vollem Süsswassertank, biologisch abbaubares Waschmittel (als ob man dies hier in Ecuador kaufen könnte, Eco Schmierseife aus der Heimat sei Dank) die Basilikumtöpfe müssen im „sie haben nie existiert“ verschwinden (um dann wieder surprise surprise, plötzlich keck grün im Topf zu sein). Dann dürfen wir von den ca. 300 Inseln nur 3 anlaufen und dies einmalig. Landausflüge nur mit einem Führer oder Nationalpark Begleiter. Es soll auch eine grosse Gruppe neugieriger und verspielter süsser Seehunde geben, die gerne an Bord kommen falls man nicht ein gut verbarrikadiertes Schiff hat, ist alles verstunken und überall watschel platsch vollgeschmiert. Wir hoffen mit unserem selbstgebastelten Fender Zaun die neugierige Meute fernzuhalten.
Heute ist der 8. März. Nach 4 Tagen halb segeln halb Motoren laufen wir nun in San Cristobàl ein. Wir hoffen, dass wir unzähligen Tests bestehen und die Erwartungen der Behörde erfüllen werden.